Kultur & Unterhaltung

25. Februar 2022

Der Duvenstedter Salon in der Pandemie

Die Pandemie hat das kulturelle Geschehen im Max-Kramp-Haus – mal wieder – gelähmt. Das Amateurtheater hat die Proben für das im Februar vorgesehene Stück „Leeveslocken“ eingestellt. Es ist die Frage, wann dieses Stück aufgeführt werden kann …
Der Duvenstedter Salon ist von zweierlei Unbilden im neuen Jahr betroffen: Die Veranstaltung des „Irish Folk-Abends“ mit der Band „Wide Range“ musste am Tag der Veranstaltung wegen akuter Erkrankung des Gitarristen abgesagt werden. Danach wurde wegen der stark ansteigenden Inzidenzzahlen in Hamburg und der unsicheren Situation hinsichtlich anstehender Entscheidungen der Politik jegliche öffentliche Veranstaltung im Max-Kramp-Haus abgesagt.
So war für den 4. Februar ein Vortrag von Dr. Katrin Schmersahl über die 700-jährige Geschichte der muslimisch-arabischen Kultur in Spanien unter dem Titel „Al Andaluz“ geplant.

Für den 4. März ist nun das Ein-Personen-Stück des Literaturnobelpreisträgers Dario Fo „Tigergeschichten“ mit dem Ausnahmeschauspieler Markus Kiefer vorgesehen. Ob diese Veranstaltung stattfinden kann, ist gegenwärtig noch fraglich.

Wir gehen davon aus, dass wir im Mai ein Theaterstück mit eigenen Kräften zur Aufführung bringen können. Darauf, liebe Leser, können Sie sich wirklich freuen.
Der Regisseur von „Gretchen 89ff“, Willi Kühl, gibt Ihnen nachfolgend einen Überblick über ein wunderbares Stück, dem Goe­thes „Faust“ zugrunde liegt:

Goethes Schatten im Duvenstedter Salon
Als ich den Einstieg für diesen Artikel suchte, nahm ich das Reclamheftchen „Faust, der Tragödie erster Teil“ aus dem Regal und war sofort gefesselt von der Wucht der Sprache. Immer wieder las ich Altbekanntes:
Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehn!
Es irrt der Mensch, solang er strebt.
Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche.

Wer kennt sie nicht, die Zitate aus Goethes „Faust“, diesem monumentalen Werk deutschen Kulturgutes. Faust begehrt Margarete: „Mein schönes Fräulein, darf ich wagen, meinen Arm und Geleit ihr anzutragen?“ Sie jedoch lässt ihn abblitzen: „Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehn.“ Das spornt den alten Schwerenöter erst recht an. Er schließt einen Pakt mit dem Teufel Mephisto. Der legt ein Kästchen mit Schmuck in Margaretes Kleiderschrank, um sie gefügig zu machen. „Es ist so schwül, so dumpfig hie“, sinniert Margarete, als sie ihre Kammer betritt. Beim Kleidereinräumen findet sie den Schmuck: „Wie kommt das schöne Kästchen hier herein?“

Und mit dieser sogenannten Kästchenszene beschäftigt sich Lutz Hübner in seiner Komödie „Gretchen 89ff“ (Faust eins, Seite 89 folgende, Gretchen). Eine Schauspielerin trifft auf einer Probenbühne die skurrilsten Regisseure und andere sonderbare Theaterschaffende. Wir zeigen sieben Szenen, die in Sachen Textumstellungen, assoziativen Kollagen, kühnen Umdeutungen und extremen theatralischen Aktionen ganz neue Maßstäbe setzen.
In der Regie von Willi Kühl erleben Sie einen Theaterabend der etwas anderen Art: schräg, schrill, komisch.

Aufführungen am 6., 7. und 8. Mai, jeweils um 19 Uhr im Max-Kramp-Haus entsprechend der aktuell geltenden
Corona-Regelung.

Willi Kühl