Schlusslicht

24. Juni 2020

Hallo da draußen!

Wie, schon wieder ein Kreisel fällig? Dabei war doch gerade erst … Oh, schon Sommer. Irgendwie sind die Tage vorbeigelaufen, einer wie der andere. Die lieben Kollegen sind im So­cial Distancing zu kleinen Bildschirm-Avataren geschrumpft, der Monitor wurde das Fenster zur Welt, da die realen Fenster wegen morgendlicher Blendwirkung im Home­office meist abgedunkelt blieben.

Ja, man kann es sich ganz gut einrichten in seiner Wohn- und Arbeitshöhle. Ob es im einschlägigen Online-Versandhandel wohl auch selbstklebende Stalaktiten zur Vervollständigung des Ambientes gibt? Wenn ich die bestelle, würde ich wenig­stens mal wieder den Postboten sehen, sofern dieser das Sperrgut nicht einfach abstellt – wie sonst.

Zugegeben, ich habe nicht alles durchgehalten, was ich mir zu Beginn der Corona-Zeit vorgenommen habe. So ist das Hosen-Diktat im Home­office auf Hosen-Empfehlung reduziert worden, deren Verbindlichkeit von der Tagesstimmung abhängig ist. Immerhin schaffe ich es mindestens einmal pro Tag aus dem Bau: Raus aus der Bude, rein in die Maske, meist auch ein wenig in die Natur.

Aber das Ganze hat ja auch etwas Gutes. Der letzte Tankstopp ist, trotz der damals schon genossenen günstigen Preise, eine dunkle Erinnerung. Der ökologische Fußabdruck schrumpft auf übersichtliche Größe, obwohl ich mich manchmal dabei erwische, fast nostalgisch an den Stau rund um das Kreuz Hamburg-Nordwest zurückzudenken.

Auch der geplante Urlaub ist erst einmal verschoben, da das angepeilte Ziel, wohl auch Corona-bedingt, nicht rechtzeitig fertiggebaut wurde. Das gesparte Geld wurde in ein gebrauchtes Edel-Teleobjektiv investiert, mit dem es in die nähere Umgebung auf Foto-Safari geht. So geht das mit dem angemessenen – und angesagten – Abstand auch viel besser.

Ansonsten muss ich Abbitte leisten: Beklagte ich mich im letzten Schlusslicht noch über meinen schon lange zugesagten, aber immer noch nicht gelegten Glasfaseranschluss, erschienen noch vor Drucklegung mehrere kompetente Herren mit teurem Spezialgerät, um eine Leitung bis zu meiner Büromauer zu legen – leider nur bis dort, denn für die Endmontage fehlt aktuell pandemiebedingt das Personal.

Na ja, die letzten 60 Zentimeter sind halt immer die schwierigsten, und ein lahmendes Netz ist ein weiterer Grund, öfter mal das Haus zu verlassen. Und irgendwann geht es auch mal wieder in den Urlaub. Mit Hose – versprochen.

Wulf Rohwedder