Schlusslicht

14. Oktober 2022

Lieber spät als nie. Oder besser: gar nicht.

Schlusswort von Wulf Rohwedder

Okay – jetzt hat es mich auch erwischt. Irgendwie peinlich, so als Nachzügler. Als ob man plötzlich jedem davon erzählt, dass es da so eine Bücherserie über einen Zauberschüler gibt, der ganz tolle Abenteuer erlebt oder diese TV-Serie über einen Chemielehrer, der zum Drogenkönig avanciert.

Bei mir war es die Corona-Infektion, die mich dann doch noch eingeholt hat, als ich schon zu hoffen gewagt hatte, dass dieser virale Kelch an mir vorübergehen würde. Offenbar reichte aber einer meiner wenigen, konsequent maskierten, Ausflüge in die Öffentlichkeit, um mich zu infizieren und zum Trend-Nachläufer zu machen.

Also in die häusliche Quarantäne – mit Essensabwurf vor der Haustür durch liebe Freunde und Verwandte sowie diverse Lieferdienste, die vorher digital vor der Infektionsgefahr gewarnt wurden. Trinkgeld liegt auf dem Briefkasten.

Rückblickend betrachtet hätte ich vielleicht doch das eine oder andere etwas gesündere Mahl bestellen sollen, zumal ich sowieso nicht viel schmecken konnte und alles für mich die kulinarische Qualität von Zwieback hatte, den ich ohnehin in Familienpackungs-Portionen vertilgte. Naja, vielleicht beim nächsten Mal. Muss aber nicht sein, wenn es geht.

Inzwischen ist mein Geschmackssinn weitgehend wiederhergestellt. Allerdings habe ich seit der Krankheit eine gewisse Vorliebe für slowenischen retro-avantgardistischen Industrial Rock entwickelt, die ich vorher nicht an mir kannte. Das kommt vielleicht davon, dass ich vom Bett aus der digitalen Assistentin im Smart Speaker Musikwünsche zugekrächzt habe, die diese mitunter sehr eigenwillig interpretiert hat. Aber man ist ja nie zu alt, seinen Horizont zu erweitern.

Was sonst noch bleibt, ist die Hoffnung auf ein paar Monate Genesenen-Immunität und der Vorsatz, mich an dieser Stelle nicht mehr dieser blöden Krankheit widmen zu wollen. Versprochen.

Wulf Rohwedder