Rundblick

14. Mai 2024

Bienen sind ihr Hobby

 Die Imker-Geschwister aus Rade begeistern sich für die fleißigen Honigsammler

Carina und Yannik Steffen haben ganz besondere Haustiere: klein, flauschig und vor allem ziemlich viele, so an die 120000. Die Geschwister aus dem Tangstedter Ortsteil Rade sind nämlich Hobbyimker und geben im weitläufigen Familiengarten drei Bienenvölkern ein Zuhause.

Das Interesse an den nützlichen Insekten begann für die naturliebende 21-jährige Carina in der Schule. „In der neunten Klasse habe ich das Wahlpflichtfach ‚Artenvielfalt‘ belegt und ein Imker stellte uns Leihvölker auf dem Schulgelände zum Beobachten zur Verfügung. Ein Jahr später habe ich als Student Teacher jüngere Schülerinnen und Schülern bei dem Projekt begleitet. Schon damals fand ich es faszinierend, wie strukturiert und abgestimmt das Leben in einem Bienenstock abläuft. Jedes Individuum hat eine bestimmte Aufgabe, die es gewissenhaft erledigt, und durch die Zusammenarbeit bilden alle eine Einheit.“

In der Familie der Geschwister gab es auch schon Bienenfreunde. Der Ur-Opa und der Groß-Onkel hielten einige Völker und produzierten Honig für den Eigenverbrauch.
„Auf die Besuche bei ihnen habe ich mich immer besonders gefreut“, erinnert sich Carina, die derzeit eine Ausbildung zur Tischlerin macht.

Nachdem klar war, dass es kein vierbeiniges Haustier bei den Steffens geben würde, weil der Vater eine Tierhaarallergie hat, zogen im Herbst 2022 zwei Bienenvölker eines Züchters aus Bargfeld-Stegen in Rade ein, der als Imker-Pate mit Rat und Tat zur Seite steht. „Wir haben uns für die Carnica-Biene entschieden, weil sie sanftmütig und sehr produktiv ist“, erklärt die Jung-Imkerin, die mit ihrem Bruder die Imkerschule in Bad Segeberg besucht hat.

„In einem Glas Honig steckt ordentlich Arbeit“, weiß Carina und meint nicht nur die Produktionsleistung der Bienen, sondern auch das Engagement von ihr und ihrem Bruder. „Wir kontrollieren regelmäßig, ob es den Bienen gutgeht, ob sich Parasiten wie Milben oder Eindringlinge wie Wespen eingenistet haben oder ob im Winter genügend Futterteig und Zuckerwasser als Nahrung vorhanden sind.“ Gerade der Winter sei heikel und man dürfe nicht den Anfängerfehler machen und zu oft in die Beute, so wird der Bienenstock genannt, gucken. „Das stresst die Insekten extrem, die ihre gesamte Energie zum Warmhalten brauchen.“ Die Geschwister begnügen sich daher mit dem Klopftest: Wenn es als Antwort summt, geht es den Bienen gut.

Umso schöner sei es, wenn die Insekten ab etwa zehn Grad Außentemperatur wieder ausfliegen. „Ich freue mich, sie wiederzusehen – das macht mich glücklich und bestätigt, alles richtig gemacht zu haben.“ Für die erste Nahrung im Frühling müssen die Steffen-Bienen, die im Umkreis von rund vier Kilometern unterwegs sein können, gar nicht weit fliegen. Im naturnahen Garten bieten Narzissen und Krokusse ihren Nektar an, im benachbarten Wald locken Weiden und Buschwindröschen. Und die Blüten in Nachbars Gärten wollen auch besucht werden.

Im Keller haben Carina und ihr 24-jähriger Bruder eine Honigwerkstatt eingerichtet. Hier lagern Wabenrähmchen, ein Smoker zum Besänftigen der Bienen, eine Handrührmaschine, ein Siebkübel – und die Schutzkleidung samt Imkerhut mit Schleier. „Anfangs habe ich darauf verzichtet, aber nun geht es nicht mehr ohne. Im vergangenen Sommer bekam ich vier Stiche in einen Arm, der daraufhin monströs anschwoll, weil ich wohl allergisch gegen Bienengift bin, was ich bis dahin nicht wusste“, erzählt die junge Frau.

Ihre Liebe zu den fleißigen Insekten beeinträchtigt das nicht, „dafür macht die Arbeit mit ihnen zu viel Spaß.“ Die erste Honigernte lag bei 100 Kilo. 200 Gläser konnten die Geschwister 2023 abfüllen. „Als der erste Honig aus dem Hahn floss, hatte ich absolute Glücksgefühle und der Geschmack war einzigartig.“

Auch wenn die vierköpfige Familie gern und oft eigenen Honig nascht – die gesamte Ernteausbeute schafft sie nicht. Freunde und Nachbarn wissen inzwischen, wo sie leckeren, naturreinen Brotaufstrich bekommen, und zum Nikolaus duften sich 30 Feuerwehrleute der benachbarten Wache über ein besonderes Präsent freuen. Für sieben Euro können auch Spaziergänger ein Glas Honig erstehen – im Rader Weg 190 bei der „Kleinen Rader Imkerei“.

Claudia Blume