Kultur & Unterhaltung

12. März 2025

Sprichwörtlich gesprochen

 Die Welt der Redensarten

Sprichwörter begleiten uns seit Jahrhunderten und sind ein fester Bestandteil unserer Sprache. Doch haben Sie sich schon einmal gefragt, woher diese kleinen Weisheiten stammen und was sie eigentlich bedeuten? In unserer neuen Rubrik „Sprichwörtlich gesprochen“ tauchen wir tief in die Welt der Redensarten ein. Pro Ausgabe erklären wir drei Sprichwörter – mal humorvoll, mal historisch, aber immer spannend und mit einem Augenzwinkern.

„Leg‘ mal einen Zahn zu!“

Das Sprichwort „Leg‘ mal einen Zahn zu!“ ist eine umgangssprachliche Aufforderung, schneller zu arbeiten oder sich mehr anzustrengen. Es hat einen interessanten historischen Hintergrund, der bis ins Mittelalter zurückreicht.

Herkunft: Die Redewendung stammt aus der Zeit, als Essen über offenem Feuer oder in großen Kesseln zubereitet wurde. Diese Kessel hingen an einem Haken oder Zahnrad, das an einer Vorrichtung (der „Esse“) befestigt war. Um die Temperatur des Kessels zu regulieren, konnte man ihn höher oder tiefer hängen:

• Einen Zahn zulegen bedeutete, den Kessel einen Zahn tiefer zu hängen, sodass er näher an die Flammen kam und das Essen schneller kochte.
• Einen Zahn zurücklegen hieß, den Kessel weiter von der Feuerstelle wegzuhängen, um die Hitze zu verringern.

So wurde „einen Zahn zulegen“ im übertragenen Sinn zur Aufforderung, schneller oder effizienter zu arbeiten.

Bedeutung: Heute wird das Sprichwort verwendet, um jemanden aufzufordern, sich mehr anzustrengen, schneller zu machen oder die Effizienz zu steigern. Es ist oft humorvoll oder leicht vorwurfsvoll gemeint, je nach Kontext.

Beispiel:
• „Komm‘, leg‘ mal einen Zahn zu, sonst kommen wir zu spät!“
• „Bei der Arbeit musste ich echt einen Zahn zulegen, um die Deadline zu schaffen.“

„Fun Fact“: Die Redewendung zeigt, wie alltägliche Handlungen aus vergangenen Zeiten in unsere Sprache einfließen und bis heute lebendig bleiben. Sie ist ein schönes Beispiel dafür, wie sich technische Entwicklungen (hier die Kochmethoden) in unserer Kommunikation widerspiegeln.

„Das brennt wie Zunder“

Herkunft: Das Sprichwort „Das brennt wie Zunder“ hat seinen Ursprung in der Verwendung von Zunder als leicht entzündliches Material. Zunder ist ein trockenes, poröses Material, das aus Pilzgeflecht (z. B. des Zunderschwamms) oder anderen leicht brennbaren Stoffen gewonnen wurde. Schon im Mittelalter wurde Zunder zum Feuermachen verwendet, da er sich schnell entzündet und gut brennt.

Durch seine extreme Brennbarkeit wurde Zunder zum Sinnbild für etwas, das rasch und heftig Feuer fängt. Die Redewendung entstand also aus der Beobachtung, wie schnell und intensiv Zunder brennt.

Bedeutung: Das Sprichwort wird heute verwendet, um auszudrücken, dass etwas sehr schnell und heftig brennt oder sich rasch ausbreitet. Es kann sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn verwendet werden:

• Im wörtlichen Sinn: „Pass‘ auf, das Papier brennt wie Zunder!“
• Im übertragenen Sinn: „Die Nachricht verbreitete sich wie Zunder.“

Es kann auch metaphorisch für etwas stehen, das schnell Begeisterung oder Aufmerksamkeit erregt, z. B.: „Die Idee brannte wie Zunder in der ganzen Firma.“

„Fun Fact“: Der Zunderschwamm (Fomes fomentarius), aus dem Zunder gewonnen wurde, war im Mittelalter ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens. Neben seiner Verwendung als Feueranzünder wurde er auch in der Medizin eingesetzt, z. B. zur Wundversorgung. Die Redewendung zeigt also, wie alltägliche Materialien und ihre Eigenschaften in die Sprache einfließen.

„Ins Fettnäpfchen treten“

Herkunft: Das Sprichwort „Ins Fettnäpfchen treten“ hat seinen Ursprung im häuslichen Alltag vergangener Zeiten. Früher wurde in vielen Haushalten ein Fettnäpfchen verwendet, ein kleines Gefäß, in dem Fett oder Öl gesammelt wurde, um es später wiederzuverwenden. Diese Näpfchen standen oft auf dem Boden oder an leicht zugänglichen Stellen in der Küche.

Wenn jemand unachtsam war und versehentlich in das Fettnäpfchen trat, verteilte sich das Fett auf dem Boden, was nicht nur unangenehm war, sondern auch Ärger und Schimpfe nach sich zog. So wurde das „Fettnäpfchen“ zum Sinnbild für eine unangenehme Situation, die durch Unachtsamkeit oder Ungeschicklichkeit entsteht.

Bedeutung: Heute bedeutet „ins Fettnäpfchen treten“, etwas Unbedachtes zu sagen oder zu tun, das bei anderen peinlich oder unangenehm ankommt. Es beschreibt also einen sozialen Fauxpas oder eine ungewollte Bloßstellung.
Beispiele:
• „Mit seiner Bemerkung über das Essen ist er direkt ins Fettnäpfchen getreten.“
• „Sie trat ins Fettnäpfchen, als sie vergaß, dass ihr Kollege Geburtstag hatte.“

„Fun Fact“: Das Fettnäpfchen war nicht nur ein praktisches Haushaltsutensil, sondern auch ein Symbol für Sparsamkeit und Wiederverwertung. Die Redewendung zeigt, wie alltägliche Gegenstände und Situationen in der Sprache Verwendung finden und dort eine metaphorische Bedeutung bekommen.

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