Rundblick

10. September 2020

Eine Prise Mystery

Waldgespräch mit Andreas Richter

Bereits zum dritten Mal wird Andreas Richter exklusiv für den Duven­stedter Kreisel eine spannende Geschichte schreiben. Starttermin ist die Weihnachtsausgabe 2020. Vorab haben wir den Autor zu einem Interview an einen ungewöhnlichen Ort eingeladen.

Duvenstedter Kreisel:
Exklusiv für unser Magazin hast du 2014 die Kurzgeschichte „Endstation Brook“ verfasst, 2019 folgte „Patricias Geheimnis“, die auch im Alstertal spielte. Was erwartet die Leser in Deiner neuen sechs­teiligen Erzählung?

Andreas Richter: Es wird eine spannende Kurzgeschichte mit einer Prise Mystery. In einer Familie gibt es zwei dunkle Geheimnisse, von denen jede für sich schon schwer genug wiegt, zusammen werden sie aber zur tödlichen Gefahr für alle, die davon erfahren. Mehr verrate ich nicht. Ach doch: Die Geschichte hat nichts zu tun mit den beiden bisherigen Kurzgeschichten, die ich für den Kreisel geschrieben habe. Es gibt neue Figuren und neue Schauplätze – wobei das Ganze selbstverständlich wieder in den Walddörfern stattfindet.

Duvenstedter Kreisel:
Du wohnst in Ahrensburg. Woher kommt dein Faible für die Region Oberalster?

Richter: Ich bin in Meiendorf aufgewachsen, unmittelbar an der Grenze zu Volksdorf. Viele meiner damaligen Spielkameraden und Freude wohnten dort, in Duvenstedt oder in Lemsahl. Später habe ich eine Zeit lang in Bergstedt gewohnt. In der Kirche Bergstedt habe ich geheiratet und meine Kinder wurden dort getauft. Ich habe also eine emotionale Verbundenheit zur Region. Zudem bieten sich die Wälder und Naturschutzgebiete, aber auch die Vorstadtidylle und die vielerorts scheinbar stehengebliebene Zeit geradezu dafür an, dort Geschichten spielen zu lassen. Zwischen den modernen Einfamilienhäusern und generationsalten Bauernhöfen schwingt häufig etwas Verwunschenes und Geheimnisvolles, das man mit den Händen greifen kann. Ein atmosphärisches Paradies für alle, die gerne schreiben.

Duvenstedter Kreisel:
Beide Geschichten, die du für den Duvenstedter Kreisel geschrieben hast, sind vor kurzem als digitale Hörbücher erschienen. Wie kam es dazu?

Richter: Ein kleiner Hörbuchverlag aus Berlin schrieb mich an. Die Kindle-Ausgaben der beiden Geschichten mit dem Protagonisten Lothar Bergmann hätten ihnen sehr gut gefallen. Beide Hörbücher sind in rund 350 Online-Shops und auf vielen Plattformen erhältlich. Es war total spannend zu erleben, wie aus beiden Kurzgeschichten Hörbücher wurden.

Duvenstedter Kreisel:
Schreibst du neben der neuen Geschichte für den Kreisel parallel an einer weiteren Geschichte?

Richter: Ja, ich arbeite an einem Mystery-Thriller. Ich wollte ihn schon längst geschrieben haben, doch diese Geschichte ist eine echte Herausforderung und ich hatte tatsächlich ein wenig Angst davor, zu scheitern. Monatelang bin ich über das erste Kapitel nicht hinausgekommen. Mit anderen Worten: Ich war noch nicht bereit. Seit wenigen Wochen arbeite ich nun endlich weiter daran. Es wäre natürlich klasse, wenn sich dafür ein Publikumsverlag fände, doch das lasse ich alles in Ruhe auf mich zukommen.

Duvenstedter Kreisel:
Ist Schreiben eine Frage des Talents oder kann man es erlernen, beispielsweise in Schreibwerkstätten?

Andreas Richter: „Schreiben ist eine Entdeckungsreise durch das eigene Ich.“

Richter: Wie fast überall ist Talent wichtig und elementar, doch auch beim Schreiben nützt Talent allein nichts. Schreiben ist ständiges Lernen, und Schreibwerkstätten oder Schreibkurse vermitteln Wissen, doch meinem Empfinden nach lernt man am meisten durch das Lesen. Jeden Roman, den ich in die Hand nehme, lese ich nicht als gespannter Leser, sondern als neugieriger Autor. Während des Lesens habe ich immer Textmarker, Kugelschreiber und Notizblock griffbereit. Ich versuche herauszufinden, wie namhafte und erfolgreiche Autoren sich ihren Figuren nähern, wie sie Plots aufbauen, an welchen Stellen sie Wendungen einbauen, wo sie Nebelbomben zünden. Wieso funktionieren einige Romane so großartig und andere weniger gut? Denen, die ihr Handwerk besonders gut verstehen, sollte man immer wieder über die Schulter schauen. Und klar, man braucht immer wieder Ideen für Geschichten, die noch niemand zuvor erzählt hat.

Duvenstedter Kreisel:
Woher nimmt man Ideen, beziehungsweise wie findet man sie?

Richter: Sie können überall stecken. In einem Zeitungsartikel, den man liest, in der Zeile eines Songs, den man hört, in einer Filmszene, die man sieht, in einer kurzen Begebenheit, von der man hört. Oder auch ganz woanders. Die Idee zu dem Mystery-Thriller, den ich gerade schreibe, kam mir in dem Augenblick, als ich in einem Restaurant an einem langen Spiegel vorbei ging und für einen kurzen Moment mein Spiegelbild nicht sah. Manchmal fällt einem etwas vor die Füße und man weiß, dass das der Anstoß für eine neue Geschichte ist. Meistens geschieht das ganz plötzlich – und dann muss man zupacken.

Duvenstedter Kreisel:
Viele Menschen träumen davon, selbst zu schreiben. Eigene Gedichte, einen Roman, die Geschichte der Familie. Was empfiehlst du ihnen?

Richter: Ganz klar: loslegen und machen. Unbedingt. Schreiben ist eine Entdeckungsreise durch das eigene Ich. Während der Einsamkeit des Schreibens findet man viel über sich selbst heraus, gräbt tief im eigenen Innersten und versetzt seine Grenzen. Das ist eine fantastische Erfahrung – egal ob man das Geschriebene dann veröffentlicht oder nicht. Ich kenne einige Leute, die haben den immens intensiven Prozess des Schreibens nicht durchgehalten. Andere schon, doch sie wollen ihre Texte nicht teilen. Es reicht ihnen, dass sie das, was sie schreiben wollten, tatsächlich geschrieben haben und es nun gut verwahrt irgendwo im Haus liegt. Auch das ist klasse, denn nicht jeder hat das Bedürfnis, zu publizieren.

Duvenstedter Kreisel:
Aus Sorge vor Kritik?

Richter: Vereinzelt sicherlich auch das. Kritik auszuhalten ist ja nicht immer einfach, umso weniger, je mehr Herzblut man reingesteckt hat. Eine Musikband, die ein Album veröffentlicht, ein Maler, der ein Bild ausstellt, ein Autor, der einen Roman in die Welt entlässt – sie alle wissen, dass es nicht nur Begeisterung regnen wird, sondern auch vernichtende Rezensionen hageln kann. Ich werde nie vergessen, dass gleich mein erster Roman „Mobile“ von der Frankfurter Allgemeine Zeitung gnadenlos verrissen wurde. Eine gefühlte Fünftel-Seite im Feuilleton der auflagenstarken Samstagausgabe eines der deutschsprachigen Leitmedien, und ich bezog volle Dresche. Es war schrecklich. Doch dann sagte ich mich, dass es fast schon ein Ritterschlag ist, wenn ein so renommiertes Blatt wie die FAZ sich überhaupt mit meinem Debüt befasst und es auf dem Büchermarkt sichtbar macht. Seitdem lese ich auch negative Besprechungen mit großer Gelassenheit und freue mich, wenn ich darin etwas Konstruktives entdecke, das mir für meine Arbeit weiterhilft.

 

 

Duvenstedter Kreisel:
Gibt es für dich den perfekten Schreib­tag und Schreibort?

Richter: Die perfekten Schreibtage stehen bald wieder vor der Tür. Ich mag die Jahreszeit Herbst mit ihrem unterschiedlichen Licht, den vielen Farben und dem Wind. Wenn ich dann in meinem kleinen Schreibzimmer sitze, hin und wieder aus dem Fenster schaue und mir eine Reihe guter Sätze gelingen, während im Hintergrund die Musik läuft, die ich passend zu meiner Stimmung ausgewählt habe, dann vergesse ich zeitweise alles um mich herum.

Duvenstedter Kreisel:
Dann kann mit deiner neuen Geschichte für den Duvenstedter Kreisel eigentlich nichts mehr schiefgehen …

Richter: Das hoffe ich doch sehr. Ich freue mich total darauf und lade alle Leser des Kreisels ein, mich ab Ende September auf Instagram beim Schreiben der Geschichte zu begleiten. Es wird wöchentlich kurze Arbeitsvideos und Fotos geben. Welches Cover wird ausgewählt, wie wichtig ist der Titel, welche Merkmale haben die Figuren, was könnte als Nächstes passieren? Das und vieles mehr möchte ich gern mit allen interessierten Freunden des Duvenstedter Kreisels teilen. Ich kann es kaum erwarten, endlich loszulegen.

Das Interview führte Thomas Staub

 

 

Andreas Richter
ist freier Autor und Texter und lebt in Ahrensburg.
Nach „Endstation Brook” und „Patricias Geheimnis” wird er seine dritte Fortsetzungsgeschichte für den Duvenstedter Kreisel schreiben.