Rundblick

27. November 2020

Vier Wege aus dem Stress (Teil 2)

Dieses Mal ist das Motto: Nichts denken – einfach machen.
Nachdem ich in der letzten Ausgabe als ersten Weg aus dem Stress den rationalen Ansatz mittels drei Fragen beschrieben habe, möchte ich als zweiten Weg aus nun den körperlichen Ansatz vorstellen.

Zum körperlichen Ansatz zählen unter anderem die Themen Bewegung, Ernährung, Atmung und Entspannungstechniken, allesamt aktive Methoden. Es gibt natürlich auch passive körperliche Ansätze wie beispielsweise Sauna, Massage, ein Wannenbad, etc. Allen gemeinsam ist, dass man sie regelmäßig durchführen muss und zwar gerade dann, wenn der Stresslevel hoch ist.

Und genau hier liegt die Krux, denn in der Praxis läuft das häufig leider anders. Vielleicht kennen Sie das ja auch. Wenn Sie in einer akuten Stressphase sind, einige Wochen lang am Anschlag, dann geht das fast immer auch mit einem Mangel an Zeit einher und dann passiert häufig Folgendes:
Die Zeit fürs Essen wird minimiert. Am schnellsten geht, wie der Name schon sagt, Fast Food. Auch das Knabbern von Süßem ist beliebt. Beides kann man nämlich so schön bei der Arbeit vorm Rechner einnehmen und sich die Pause sparen. Manche vergessen gar das Essen und die Flüssigkeitszufuhr ganz und gar. In diesem Fall stimmt die Werbung: „Wenn du Hunger hast, bist du nicht du selbst und wirst zur Diva.“ Wenn wir im sogenannten Hungerast sind, dann liegen unsere Nerven blank, wir sind dünnhäutiger und geraten bei Kleinigkeiten und Banal-Stressoren in Stress. Regelmäßig etwas Anständiges zu essen, wäre ein Anfang. Ein Beispiel: Was viele nicht wissen, ist, dass bei Stress fast ebenso viel Magnesium im Organismus verbraucht wird wie bei einem Leistungssportler. Die achten auf genügend Magnesiumzufuhr, der Gestresste leider häufig nicht. Magnesium ist sehr wichtig für die Funktionsfähigkeit unserer Nerventätigkeit. Wenn Sie also schnell genervt sind und in Stress geraten, dann könnte das ein möglicher Grund sein, der mit einer ausgewogenen, regelmäßigen Ernährung sehr einfach zu beheben ist.

Ich hatte im ersten Teil hergeleitet, dass Stress ein Reiz-Reaktions-System ist, bei dem jede Menge Hormone und Neurotransmitter von unserem Autonomen Nervensystem ausgeschüttet werden. Bei sportlicher Bewegung werden ebenfalls Hormone ausgeschüttet. Einige dieser Hormone neutralisieren einen Teil der Stresshormone und senken somit nachweislich den aktuellen Stresslevel. Das funktioniert übrigens bei allen so, auch bei denen, die Sport nicht zu ihrer Lieblingsbeschäftigung zählen. Ähnlich wie bei der Ernährung wird gerade in Stressphasen aus Zeit- bzw. Energiemangel dieser wesentliche Ausgleich weggelassen. Das ist so schade, denn gerade in der Stressphase hilft Bewegung, den Kopf frei zu bekommen und das Gedankenkarussell zu stoppen. Jeder, der nach einem anstrengenden, stressigen Tag schon einmal Sport gemacht hat, weiß, dass auch der Energielevel danach wieder höher ist. Der Grund dafür sind die abgebauten Stresshormone. Also ab in die Sportklamotten, nicht drüber nachdenken und einfach los.

Die Atmung ist der kleinste, gemeinsame Nenner aller Entspannungstechniken. Eine richtige, entspannte und tiefe Atmung tritt im übertragenden Sinne auf das Bremspedal des Autonomen Nervensystems und fährt den Stresslevel runter. Das kann man heute wissenschaftlich messen. Atmung wird bei einem akuten Schock (z.B. durch einen Unfall) vom Ersthelfer, in der Schmerztherapie von chronischen Schmerzpatienten, bei einer Geburt von der werdenden Mutter und in Wettkampfsituationen von Leistungssportlern angewandt. Wenn es bei all diesen Extremsituationen hilft, dann sollten wir es auch in unseren täglichen Stresssituationen anwenden. Gehen Sie bei aufkommendem Stress raus aus der Situation, atmen Sie drei bis fünf Minuten entspannt durch und danach sieht die Lage meist schon ganz anders aus.

 

Frank Ritter

 

Frank Ritter
› Experte für Gesundheit und Stressmanagement
› Buch-Autor
› Ehemaliger Leistungssportler