Rundblick

9. Dezember 2020

UND DAS HÄLT???

STOPFEN, FÜGEN UND KLEBEN

So ein Zahn ist eigentlich ziemlich klein, und wenn man bedenkt, welchen Kräften er standhält, ist er schon ein kleines Wunderwerk.

Deshalb ist es wichtig, die Zähne möglichst unbeschädigt über die Jahre zu retten, denn keins der zwar kunstvollen, aber eben doch künstlichen Erzeugnisse unserer Zunft hält so lange wie ein gesunder, unbearbeiteter Zahn.

Dennoch sorgen allzu menschliche Schwächen in Kooperation mit evolutio­när gestählten Mikroorganismen dafür, dass viele Zähne eben nicht unversehrt bleiben, und wäre dies nicht so, wo blieben dann schließlich wir, Ihre Zahnärztinnen und Zahnärzte? Mit unseren (hoffentlich) geschickten Fingern frickeln wir so lange herum, bis der Zahn wieder „heil“ ist.

Wodurch aber hält etwas im oder am Zahn?
1. Aufgrund der Form: Das verformbare Füllmaterial kann sich nach dem Aushärten in der Höhlung nicht mehr bewegen (Amalgam, Wurzelfüllung).

2. Wegen präziser Formkongruenz: Gerade, annähernd parallele Wände korrespondieren genau mit ebensolchen am Werkstück, das in den Zahn (Inlay) oder über ihn passt (Krone). Wie der Glasstopfen in der Apothekerflasche hält so etwas schon fast von alleine. Mit Zement eingesetzt verhindern dessen feine Körnchen, dass sich Zahn und Werkstück noch gegeneinander bewegen können.

3. Durch Klebung: Dieses Verfahren
(Adhäsivtechnik) hat in den vergangenen Jahrzehnten die Zahnmedizin umgekrempelt.
Mikroskopisch betrachtet ist die Zahnsubstanz nicht homogen, sondern der Schmelz besteht aus dicht gepackten, senkrecht angeordneten, annähernd sechseckigen Kristallen („Schmelzprismen“, etwa 25.000 pro mm²), während das Dentin, die Hauptsubstanz unterhalb der Schmelzhülle, ähnlich dicht von feinen Kanälchen durchzogen ist. Diese Inhomogenität macht es möglich, die Oberflächen durch dosierte Säureeinwirkung aufzurauen. Unter dem (Elektronen)Mikroskop sieht man
eine wild zerklüftete Oberfläche. Diese wiederum erlaubt es, mit geeigneten Haftvermittlern und Klebstoffen Kunststoffe äußerst fest mit der Zahnsubstanz zu verbinden („Mikroverzahnung“).

Dadurch sind Füllungen auch bei dünnen oder teilweise verlorenen Zahnwänden möglich. Brücken werden zwischen zwei Zähne geklebt, Zähne werden verlängert und umgeformt. Hilfsteile aus Metall werden an Zähne geklebt, um eine Verbindung zu einem herausnehmbaren Ersatz herzustellen.

Und um die Verbindung zur Überschrift herzustellen: Das hält. Wenn man den Bogen nicht überspannt und alles richtig macht (Zahnmedizin ist Präzi­sion …), sogar für viele, viele Jahre!

Thomas Murphy

 

Thomas Murphy – wie macht man es richtig?