Schlusslicht

20. Dezember 2021

Da wohnen ja die Hühner!

Schlusswort von Wulf Rohwedder

Zuerst waren es nur zwei oder drei. Man sah sofort: Die waren nicht von hier, irgendwie anders, exotisch, aber interessant. Man sah sie ab und zu, aber sie störten nicht groß. Dann wurden es immer mehr. Und es war klar: Die sind gekommen, um zu bleiben.

Schnell zeigte sich: Die Zierhühner fanden den Reitstall attraktiver als ihr eigenes Hühnerhaus auf dem Nachbargrundstück. Irgendwann kam dann auch noch der eine oder andere Hahn dazu, der sich mit entsprechendem Kikeriki vor seinen Damen aufspielte.

Doch wie viel Federvieh kann ein Reitstall aushalten? Sollte es eine Quote für fremde Nutzvögel geben? Eine Obergrenze? Einen Zaun? Eine Mauer? Vielleicht ein Rückführungsprogramm?

Entschieden wurden das letztlich von denen, die am meisten betroffen waren: Die Pferde adoptierten ihre gefiederten Gäste kurzerhand. Die Hühner, die auch abends nicht nach Hause wollen, dürfen nun in den Boxen übernachten, wo sie offenbar immer gemütliche Stangen sowie das eine oder andere Haferkorn finden. Und sollte sich eines der Hühner doch einmal zu frech am Pferdefutter vergreifen, wird es halt mit der Nase weggestupst.

Und die Hinterlassenschaften der Hühner? Die fallen, sagen wir mal, im Vergleich zu denen, die ihre vierbeinigen Gastgeber hinterlassen, nicht so sehr ins Gewicht. Trotzdem wäre es nett, wenn sie – bitte möglichst gut sichtbar – das eine oder andere Ei dalassen könnten.

So sind die Hühner inzwischen bestens integriert. Sollten sie mal nicht rechtzeitig an ihrer Schlafstatt auftauchen, fehlt einem schon fast etwas. Aber zugegeben: Das Kikeriki nervt manchmal schon.

Wulf Rohwedder