Heimkino zum Jahresende
Annekes (Ent-)Spannungstipps
Und wieder nähern sich die Feiertage! Warum sich bei entspannter Laune nicht mal wieder auf die Couch bequemen und ein bisschen passives Filmvergnügen genießen? Nach ein paar Jahren „Heimkino“-Verfassen gehen mir allerdings die Weihnachtsfilmtipps aus bzw. bin ich für dieses Jahr noch nicht auf dem neuesten Stand, also werden die Empfehlungen zugegebenermaßen nicht sonderlich (oder genauer gesagt: gar nicht) adventslastig. Vielleicht haben Sie aber selbst in dieser glühwein-/apfelpunschfreudigen Zeit noch Lust auf etwas anders Unterhaltsames von Ihren Streamingdiensten, sei es neu oder schon älter.
Schon lange bei Netflix, aber auf jeden Fall ein Sehen wert, ist die lustige und spannende britische Horrorkomödienserie Crazyhead. Cara Theobold (bekannt aus Downton Abbey und Absentia) spielt Amy, eine unzufriedene Angestellte einer Bowlingbahn, die mit der Tatsache kämpft, dass sie Dämon*innen sehen kann, was sie für eine einzig psychische Symptomatik hält. Zu Beginn der Serie wird sie von Raquel (dargestellt von Susan Wokoma, bekannt aus den Enola Holmes-Filmen sowie der ebenfalls hierzulande unterschätzten Comedyserie Chewing Gum) bei einem dämonischen Angriff gerettet. Raquel besitzt dieselbe Fähigkeit wie Amy, beschreibt sich selbst als Demon Hunter und freut sich sehr, als sie realisiert, dass sie nun nicht mehr alleine kämpfen muss. Nach initialem Schreck ist auch Amy sehr erleichtert, dass sie ihre Wahrnehmung nicht trügt, auch wenn sie sich nun mit allerhand Eigenheiten der gleichsam sozial etwas ungeschickten sowie einsamen und sehr liebenswerten Raquel auseinandersetzen muss. Kreiert wurde die Serie von Howard Overman, der auch für die Entstehung von Kulthits wie der Serie Misfits verantwortlich ist. Falls Sie also die Serie, What We Do in the Shadows, Truth Seekers oder Lockwood & Co. mochten, empfehle ich Ihnen auch diese lustige, ziemlich schräge, herzliche Serie mit einem phänomenal miteinander harmonierenden Cast. Leider wurde sie nach einer Staffel von sechs Folgen abgesetzt, die meisten Handlungsstränge werden aber dennoch zufriedenstellend abgeschlossen.
Recht neu bei Netflix ist wiederum die höchstgradig spannende, genreübergreifende britische Miniserie Bodies, die auf dem gleichnamigen Comic von Si Spencer basiert. In dieser Serie ermitteln vier Detektiv*innen in vier verschiedenen Epochen im selben Mordfall am selben plötzlich auftauchenden titelgebenden „body“. Die Serie ist Thriller, Sci-Fi und Krimi zugleich und überzeugt mit einer stramm und fesselnd erzählten Geschichte, filmischem Spürsinn für die Einbindung der unterschiedlichen Zeitebenen und einem bestechenden Team von (Haupt-)Darsteller*innen, die alle interessante und vielschichtige Charakterisierung erfahren. Die Geschichte entfaltet sich in den Jahren 1890, 1941, 2023 und 2053. Jede Zeitepoche wird hierbei auf eindrückliche Weise trotz des verhältnismäßig kleinen Budgets mit überzeugenden Dynamiken und Gesellschaftskontexten ausgefüllt, während sich die Story zunehmend verdichtet und irgendwann die uns bekannten temporalen Grenzen überschreitet. Bei den ersten vier Folgen führte übrigens der deutsche Filmregisseur Marco Kreuzpaintner Regie, der unter anderem schon an Krabat und Der Fall Collini arbeitete, während die restlichen vier Folgen unter der Leitung der chinesischen Regisseurin Haolu Wang (u.a. The Pregnant Ground und Legend of the Sea Devils) gedreht wurden. Falls Sie Dark, 1899, Altered Carbon und The OA mochten, sollten Sie es auch mal mit dieser Serie versuchen.
Für ein bisschen entspannende Romantik inklusive gutem Essen und sonnigem Wetter, während es bei uns rasch kälter wird, könnten Sie sich den dänischen Netflix-Film Toskana zu Gemüte führen. Bei Kritiker*innen mag der Film eher mittelmäßig angekommen sein, aber was kümmert uns dies bei einem Glas guten italienischen Weines und einem schön verbrachten Filmabend. Der dänische Sternekoch Theo (Anders Matthesen) erfährt, dass sein in der Toskana lebender, ihm entfremdeter Vater gestorben ist und ihm sein traumhaft gelegenes Gut vermacht hat, welches auch ein Restaurant einschließt. Auch wenn ihn die Nachricht mitnimmt, kommt dies Theo durchaus entgegen, da er vor Kurzem in Rage einen Investmentdeal zum Platzen gebracht hat, welcher für die Realisierung seines neuen Traumrestaurants hätte sorgen können. Wenn er nun das toskanische Gut verkauft, hat er also gute Chancen, seinen Traum dennoch zu verwirklichen. Hierfür muss er aber erstmal nach Italien, um die rechtlichen Dinge zu klären. Dort begegnet er Sophia (Cristiana Dell’Anna), eine sture, passionierte Kellnerin und treibende Kraft des Restaurants, für die Theos Vater eine präsentere Vaterfigur war als für ihn. Vor Ort beginnt Theo sich mit seiner familiären Geschichte auszusöhnen. Dieser ruhig und dennoch kurzweilig und charmant erzählte Film mit schönen Bildern, vorzüglichem Essen, nachvollziehbaren Charakteren und Darstellungen sowie einer warmen Geschichte über Träume, Freundschaft, Familie und die große Liebe ist eine Empfehlung für Fans von Ein gutes Jahr, Uncorked und Madame Mallory und der Duft von Curry.
Zurück zum Krimi-Genre, jedoch mit einer ordentlichen Dosis schräger Comedy: Deadloch. Die mit beträchtlich gelungenem schwarzen Humor und Noir-Elementen bestückte australische Serie dreht sich um die fiktionale titelgebende Kleinstadt in Tasmanien und um eine Mordermittlung, die unter der Leitung zweier etwas widerwillig kooperierender Ermittlerinnen stattfindet. Dulcie Collins (Kate Box, bekannt aus Rake und Wentworth), eine gewissenhafte, besonnene und regeltreue Polizistin, ist eigentlich die stimmgebende Ermittlerin Deadlochs, hat sich aber auf Wunsch ihrer Frau zur Senior Sergeant degradieren lassen. Als ein ermordeter Mann am Strand gefunden wird, kommt die unkonventionell arbeitende Detective Eddie Redcliffe (Madeleine Sami, bekannt aus The Breaker Upperers und Our Flag Means Death) nach Deadloch und übernimmt die beizeiten etwas konfuse Führung. Die Methoden der beiden könnten unterschiedlicher kaum sein, doch raffen sie sich bald zusammen und ermitteln in der zunehmend unübersichtlichen Kette von scheinbar zusammenhängenden Morden in Deadloch. Unterstützt werden sie hierbei vor allem von der (über)eifrigen jungen Polizistin Abby Matsuda (Nina Oyama), die kurz vor der Hochzeit mit dem misogynen lokalen Gerichtsmediziner steht sowie Dulcies in Deadloch gut vernetzter Frau Cath (Alicia Gardiner) und dem Polizisten Sven (Tom Ballard), der sonst eher gemütlich an die Arbeit herangeht, sich als Freund und Kollege aber dennoch für die Ermittlung einsetzt. Falls Sie Serien wie Dead to Me, Kevin Can F**k Himself und Good Girls mögen, geben Sie gern auch dieser ungewöhnlichen Serie mit sehr unterhaltsamen schauspielerischen Darbietungen, einem spannenden Plot und morbidem Humor eine Chance. Sie finden sie im Prime-Video-Abo.
Eine schöne Adventszeit und besinnliche Feiertage!
Anneke Schewe