Kultur & Unterhaltung

19. Januar 2022

Heimkino 7

Und schon neigt sich der Sommer dem Ende zu. Die Leinwand im Garten wird wieder eingesackt, die Abende mit Spritz auf der Terrasse werden weniger und die Sonne geht langsam etwas später auf und früher unter. Zeit, die Tage mit entspanntem Film- und Serienvergnügen ausklingen zu lassen. So gibt es zum Herbstbeginn wieder einige Empfehlungen für Ihr kuscheliges Heimkino:

 

 

Mit Sex Education bietet Netflix seit 2019 eine lustige, tiefgründige und aufklärende Coming-of-Age-Serie an, von der es ab dem 17. September eine dritte Staffel geben wird. Wie der Name der Serie vermuten lässt, ist die Sexualkunde ein thematischer Aufhänger. Der 17-jährige Otis (dargestellt von dem wunderbaren ehemaligen Kinderstar Asa Butterfield, unter anderem bekannt aus Der Junge im gestreiften Pyjama und Hugo Cabret) ist ein in sich gekehrter, unerfahrener junger Mann. Zugleich ist er aber auch der Sohn einer angesehenen Sextherapeutin (die immer fantastische, aus Akte X und Hannibal bekannte Gillian Anderson). Als er einem Mitschüler bei einem Sexproblem hilft – denn trotz seiner eigenen Unerfahrenheit hat er viel bei seiner aufgeschlossenen Mutter aufgeschnappt – kommt Otis‘ brüske, hochintelligente Mitschülerin Maeve (kühl, cool und sehr stark: Emma Mackey) auf eine Idee: Geld verdienen mit Otis‘ Wissen, indem sie Sextherapiestunden für Mitschüler bei Otis organisiert. Obwohl Otis aufgrund seiner Schüchternheit skeptisch ist, ist sein treuer bester Freund, der sehr viel extrovertiertere und lebhaftere Eric (dazu bestimmt ein großer Star zu werden: Ncuti Gatwa) Feuer und Flamme, und so beginnen die drei Teenager ihr Geschäft. Völlig unverkrampft behandelt die Serie mit Feingefühl und Humor diverse Themen wie die erste große Liebe, Asexualtität, Pan-, Bi- und Homosexualität, Familienprobleme, Homophobie, Unsicherheiten auf verschiedensten Ebenen, sexuelle Belästigung, Mobbing und vor allem tiefe Freundschaft. 

 

 

The Good Liar – Das alte Böse aus dem Jahr 2019 erzählt die Story eines alternden Trickbetrügers (der unter anderem wohlhabende Witwen ausnimmt, indem er ihnen die große Liebe vorspielt) und seines neusten Opfers Betty. Die großartigen Schauspiellegenden Sir Ian McKellen und Dame Helen Mirren mimen die beiden Hauptrollen. Der Regisseur Bill Condon zeichnet sich unter anderem auch verantwortlich für den von Kritikern gefeierten Gods and Monsters, Mr. Holmes (auch bei diesen beiden Filmen übernahm McKellen übrigens die Hauptrolle), Dreamgirls und Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt. Im Verlauf des Films entwickelt sich die Handlung in spannende Bahnen. Der Genrefokus reicht hierbei von Gaunerkomödie über Familiendrama und Gangsterfilm zu Historiendrama. Falls Sie Knives Out, Side Effects und I Care a Lot mochten, wird Ihnen auch dieser spannende Film gefallen, den Sie auf Netflix finden können. 

 

 

The Guard – Ein Ire sieht schwarz ist eine großartig skurrile schwarze irische Komödie aus dem Jahr 2011, die von John Michael McDonagh geschrieben, produziert und inszeniert wurde. Der ruppige, alles andere als politisch korrekte und konventionell vertrauenserweckende Polizist Gerry Boyle (ein Garant für einen guten Film: Brendan Gleeson) verlebt seinen Alltag, bestehend aus geklauten Drogen, wüsten Scherzen und nicht gänzlich legalem Verhalten, in der irischen Provinz. Trotz seines Verhaltens hat Gerry ein Herz aus Gold, und als sein junger Kollege erschossen wird, will er mehr als alle anderen in seinem Bezirk die Wahrheit herausfinden. Das FBI schickt, um einen großen bevorstehenden Drogendeal zu verhindern, einen Agenten in Gerrys kleinen Zuständigkeitsbereich: Wendell Everett, gespielt von dem wunderbaren Don Cheadle. Ohne Frage sind Boyles rassistische Bemerkungen gegenüber dem Schwarzen Top-FBI-Agenten alles andere als angebracht. Trotzdem stellt Everett fest, dass Boyle der einzige Polizist sein könnte, dem er vertrauen kann – und so bilden die beiden ein komisches, freundschaftliches Ermittlerteam. Diese herrliche Crime/Buddy-Comedy für Fans von Brügge sehen… und sterben?, 7 Psychos, The Nice Guys, Dirty Cops – War on Everyone und Taffe Mädels finden Sie in Ihrem Prime Video-Abo.

 

 

Uncorked ist ein US-amerikanisches Filmdrama aus dem Jahr 2020, das Sie auf Netflix finden können. Der junge Elijah (sehr überzeugend: Mamoudou Athie) träumt von einer Ausbildung zum Sommelier, um seine Weinleidenschaft zum Beruf zu machen. Hierfür jobbt er neben seiner Arbeit im beliebten Familienrestaurant seiner Eltern auch in einer Weinhandlung. Während seine Mutter ihn bei seinem Traum unterstützen möchte und ihn dazu ermuntert, sich für Meisterprüfungskurse anzumelden, ist sein Vater skeptisch, hat er doch seinen Sohn schon einige Träume verfolgen sehen. Stattdessen möchte er, dass Elijah das Grillrestaurant übernimmt. Dies mag nach einem überaus simplen und wenig spannenden Plot klingen, doch geht der Film sehr gefühlvoll auf die Familienkonflikte ein und zeichnet komplexe Charaktere und Dynamiken. Ausgesprochen realistisch erläutert Uncorked die Wichtigkeit von Durchhaltevermögen, Vertrauen und Zuversicht ohne jemals platt zu wirken oder in Klischees zu verfallen. Prentice Penny, Drehbuchautor und Regisseur des Films, ist übrigens auch bekannt für seine Arbeit als Showrunner der HBO-Serie Insecure (2016-2020). Falls Ihnen der Sinn nach einem bodenständigen, recht sensationsfreien und dennoch mutmachenden Film über Familie, Liebe, Freundschaft, Wein und deftiges Essen steht, kann ich Ihnen diesen Film wärmstens empfehlen.

 

 

 

Leverage ist eine US-amerikanische Crime-, Action- und Dramaserie mit einer ausreichenden Dosis Humor. Desillusioniert nach dem Tod seines Sohnes wird der für seine große Effektivität gerühmte ehemalige Schadensermittler Nate Ford (dargestellt von Timothy Hutton, der als 20-Jähriger aufgrund seiner Rolle in Eine ganz normale Familie aus dem Jahr 1980 der jüngste Oscar-Empfänger des Preises für den besten Nebendarsteller wurde und bisher geblieben ist) von einem verzweifelten Ingenieur für den Rückraub von Flugzeugplänen engagiert. Er soll eine Gruppe von Dieben und Kriminellen anleiten, die er in der Vergangenheit alle bereits im Zuge seiner Arbeit verfolgt hat. Bei der Zusammenarbeit stellen die fünf Protagonisten fest, dass sie mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten tatsächlich Gutes tun können, indem sie den korrupten Reichen eins auswischen und ehrlichen Bürgern helfen – und so schließen sie sich zum „Leverage“-Team zusammen. Die einzelnen Episoden verlaufen jeweils nach einem Ocean‘s Eleven-ähnlichen Schema, aber es gibt auch einige folgen- oder staffelübergreifende Fälle. Persönliche Belange der Hauptcharaktere bilden Handlungsstränge, die sich durch die ganze Serie ziehen und ihr somit Substanz verleihen. Das Cast harmoniert wunderbar und macht Leverage zu einem sehr unterhaltsamen Zeitvertreib mit genügend unterschiedlichen Genreelementen, sodass der Plot nicht langweilig repetierend wirkt – kurz: die Serie macht einfach Spaß. Falls Sie Burn Notice, Hustle, die Ocean’s-Franchise, White Collar, Die Unfassbaren, The Mentalist und allgemein Robin-Hood-Geschichten mögen: Sie finden alle Folgen der Serie (mit Ausnahme der Revival-Staffel Leverage: Redemption aus diesem Jahr) bei Prime Video als Teil des Abos.