Honig- und Wildbienen sind unverzichtbar für unsere Natur
Honig- und Wildbienen übernehmen wichtige Aufgaben für unser Ökosystem. Damit das auch weiterhin geschieht, muss der Reichtum an Blühpflanzen und Lebensräumen geschützt werden. Bienen gelten als enorm wichtige Bestäuber und nehmen daher Einfluss auf die Ernährung des Menschen. Edda Gebel ist 1. Vorsitzende beim Imkerverband Hamburg e. V. Sie engagiert sich für den Bienenschutz und vermittelt Wissenswertes über das Honigbienenvolk und die Wildbiene.
Duvenstedter Kreisel:
Wie wirkt sich die hohe Winterverlustquote der Bienen auf die Natur aus?
Eda Gebel:
Da noch ausreichend Völker überlebt haben und die Bestäubung auch nicht alleine von Honigbienen geleistet wird, sind in Hamburg aktuell keine gravierenden Auswirkungen auf die Natur zu befürchten.
Duvenstedter Kreisel:
Und inwieweit sind Imker davon betroffen?
Edda Gebel:
Der Tod von Bienenvölkern ist nicht nur ein trauriges Ereignis, sondern durch den Ausfall von Honigertrag und die Wiederbeschaffung von neuen Völkern auch ein finanzieller Verlust. Problematisch kann es aber werden, wenn jetzt in großen Mengen ausländische Bienenvölker gekauft und damit Krankheiten eingeschleppt werden.
Duvenstedter Kreisel:
Was bedeutet das für die Honigherstellung?
Edda Gebel:
Jedes verlorene Bienenvolk bedeutet auch einen Verlust an einheimischem Honig. Was wir Imker nicht regional produzieren können, wird durch Importe, überwiegend aus China oder Übersee, ersetzt. Mit diesen billigen Honigen können viele Imker nicht konkurrieren und verkaufen ihre gute Ware unter Preis.
Duvenstedter Kreisel:
Warum sind Imker so wichtig?
Edda Gebel:
Wichtiger noch als die Honigproduktion ist die Bienenhaltung für Natur und Landwirtschaft. Viele unserer Nahrungsmittel sind auf die besonders effiziente Bestäubung durch Honigbienen angewiesen. Bienenhaltung ist daher nicht nur im Interesse des Naturschutzes, sondern auch unter ökonomischen Aspekten unverzichtbar.
Duvenstedter Kreisel:
Bienen müssen geschützt werden. Sind viele Arten bedroht?
Edda Gebel:
Solange es ausreichend gut ausgebildete Imker gibt, ist unsere sehr anpassungsfähige Honigbiene in ihrer Existenz absehbar nicht gefährdet. Bei den Wildbienen ist die Situation jedoch kritisch. Die Hälfte der etwa 250 in Hamburg heimischen Arten gilt als gefährdet oder ist vom Aussterben bedroht. Diese teilweise extrem spezialisierten Insekten erfahren erst in jüngster Zeit die notwendige Beachtung.
Duvenstedter Kreisel:
Wie kommt eine derartige Bedrohung für die Bienenvölker zustande?
Edda Gebel:
Sowohl Honig- als auch Wildbienen werden maßgeblich durch diese Faktoren gefährdet: Klimawandel, Umweltzerstörung, Monokulturen und Spritzmittel. Der Hauptfeind der Honigbiene ist jedoch die Varroa-Milbe, deren Bekämpfung mittlerweile zur wichtigsten Aufgabe des Imkers geworden ist.
Duvenstedter Kreisel:
Welche Lebensbedingungen findet das Bienenvolk in Großstädten wie Hamburg vor?
Edda Gebel:
Wenn Bienen sprechen könnten, würden sie Hamburg vermutlich als Paradies beschreiben. Es herrscht ein Trachtband von März bis Oktober. Mehr als 15 Prozent des Stadtgebietes sind Grünflächen und über 50.000 Lindenbäume sorgen alljährlich im Juni für unseren wunderbaren Lindenhonig.
Duvenstedter Kreisel:
Besteht in Hamburg die Möglichkeit zum Schutz der Bienen eine Bienenpatenschaft zu übernehmen?
Edda Gebel:
Inzwischen beherbergen zahlreiche Firmen auf ihrem Gelände Bienenvölker. Dieses Engagement finde ich großartig. Für Privatpersonen empfehle ich eher eine Fördermitgliedschaft in einem Imkerverein oder einen Besuch bei einem Imker.
Duvenstedter Kreisel:
Was können Hobbygärtner tun, um die Bedrohung der Bienen aufzuhalten?
Edda Gebel:
Obwohl nicht direkt gefährdet, freut sich die Honigbiene über alles, was naturbelassen ist. Auch kleine Wassertümpel werden im Sommer gern angenommen. Mit einheimischen Staudenarten und ungefüllten Blüten macht man alles richtig. Viele Wildbienen brauchen sonnige, sandige Ecken und ungedüngte Magerwiesen, die nicht gemäht werden.
Duvenstedter Kreisel:
Welche insektenfreundlichen Pflanzen sollten Hobbygärtner in ihren Gärten haben?
Edda Gebel:
Glockenblumen (Campanula) passen eigentlich immer. Es gibt fast 300 Arten. Da ist für jeden Garten etwas dabei. Sehr schön sind auch Küchenkräuter wie Salbei, Rosmarin, Pfefferminze, Thymian, Oregano sowie Basilikum und auf jeden Fall Storchenschnabel (Geranium) sowie für das Frühjahr viele Krokusse.
Duvenstedter Kreisel:
Wie kann man Bienen bei Kälte helfen?
Edda Gebel:
Bienen gibt es seit mehr als 60 Millionen Jahren und sie gelten als sehr anpassungsfähig. Bei guter imkerlicher Pflege können Bienen in ihren Bienenstöcken (Beuten genannt) auch kälteste Perioden überstehen. Durch den Klimawandel kommt es allerdings immer häufiger zu abrupten Kälteeinbrüchen in der frühen Blühphase. Dagegen sind leider auch wir Imker machtlos.
Duvenstedter Kreisel:
Klären Sie die Hamburger über Bienengesundheit auf?
Edda Gebel:
Als Imkerverband sind wir häufig auf Veranstaltungen präsent, wo sich die Besucher über alle Themen rund um die Bienen aus erster Hand informieren können.
Duvenstedter Kreisel:
Welche Maßnahmen werden in Hamburg zum Schutz der Bienen getroffen?
Edda Gebel:
Mit der Hamburger Bienenstrategie wird durch die Stadt ein Konzept zur Sicherstellung der Haltung von Honigbienen im gesamten Stadtgebiet umgesetzt. Parallel werden auch Maßnahmen zum Schutz von Wildbienen und anderen Bestäuberinsekten umgesetzt.
Duvenstedter Kreisel:
Wie wird Hamburg zur bienenfreundlichen Stadt?
Edda Gebel:
Über das Stadtgebiet verteilt sind mehr als 600 aktive Imkerinnen und Imker mit rund 3400 Völkern Botschafter für ein insektenfreundliches Hamburg. Die Hamburger lieben Bienen und ihre Imker und sind offen für die Themen rund um den Insektenschutz. Wenn das so bleibt, freut sich der Imkerverband.
Duvenstedter Kreisel:
Welchen Hamburger Honig würden Sie empfehlen?
Edda Gebel:
Alle regionalen Hamburger Honige sind von hervorragender Qualität und mit jedem gekauften Glas leisten die Käufer einen Beitrag zum Erhalt einer bienenfreundlichen Umwelt. Auf der Messe ‚Land und Genuss‘ am 30.4./1.5.22 wird der Imkerverband Hamburg auf einem Infostand unter anderem verschiedene regionale Honige zur Verkostung anbieten.
Duvenstedter Kreisel:
Vielen Dank für das informative Gespräch.
Das Interview führte
Anja Junghans-Demtröder