Das Gute liegt so nah
Der neue Lebensmittelmarkt in Duvenstedt
Marc Klüger, Timberland-Brille, weißes Hemd, Jeans, steht vor einem Kühlregal. Er räumt Schinken und Speck in die nagelneuen Fächer ein. Extra für mich hat er heute ein Hemd angezogen, sagt er, normalerweise trägt er das Shirt mit dem Nahkauf-Logo – wie seine Angestellten. Klüger verschwindet nochmal schnell in der Obst- und Gemüse- Abteilung. „Gleich können Sie mich ausfragen“, sagt er grinsend. Ein Katy Perry-Song säuselt angenehm aus den Boxen an der Decke.
Klüger ist Inhaber des neuen Nahkauf-Marktes in Duvenstedt. Zuvor gab es am Duvenstedter Damm 49-51 den Discounter Penny; seit dem 22. August leuchtet der Eingang im knalligen REWE-Rot und Nahkauf steht in großen Lettern darüber.
Klüger führt mich ein bisschen herum. Vieles hat er verändert, etwa die Gänge breiter gemacht. Das mache das Einkaufen angenehmer, erklärt er. Er hat Akustikpanele aus hellem Holz an der Wand angebracht – das sei aktuell im Trend. Die silbernen Säulen des alten Penny-Marktes sind jetzt in Anthrazit gestrichen, auch die Wände. Klüger hat alles konzipiert und fast alles selber gemacht. Er hat die alten Deckenplatten herausgezogen und neue eingebaut, er hat gestrichen und den Boden in dunkler Eichen-Optik in der Obstabteilung verlegt. Auf dem Flohmarkt hat er einen alten Heuwagen gekauft – der kommt in die Gemüse-Abteilung. Altes mit Neuem zu kombinieren, das sei sein Stil, sagt Klüger.
Eine ältere Dame unterbricht uns freundlich. Sie ist auf der Suche nach der Linsensuppe von Kuhlmanns Hof, die mit Koriander und Curry. Hat Klüger noch nicht da. Er habe aber die von Erasco, sagt er. Die Dame will aber die von Kuhlmann.
Nach Feierabend wird Klüger versuchen, die Linsensuppe von Kuhlmanns Hof aufzutreiben. Im Unterschied zu REWE kann er leichter weitere Lieferanten ins Sortiment aufnehmen. Das ist Teil seines Konzeptes, aber auch die Identität des Marktes. Die Kunden sollen mitbestimmen, was es zu kaufen gibt. Sie sollen einbezogen werden. Es soll auch ihr Markt sein.
Was macht Ihren Supermarkt besonders?
„Die Liebe zum Detail. Das Sortiment ist mit Kundenwünschen gestaltet.“ Klüger hat Blumen vom Hamburger Großmarkt, er hat Eier, Kartoffeln, und Nudeln direkt vom Bauernhof, von Hof Trau aus Tangstedt. Weitere (Bio-)Höfe werden folgen.
Ist Kundenkontakt manchmal auch anstrengend?
„Nein, nie. Wenn Menschen wertschätzen, was man für sie macht, ist das ein Antrieb. Hat man keine Freude bei der Arbeit, ist Arbeit eine Qual.“
Deshalb macht Klüger das, was er moderne Personalführung nennt – ist offen, ehrlich, wertschätzend. „Meine Mitarbeitenden müssen sich wohlfühlen, weil man ja viel Zeit miteinander verbringt.“ Früher hätten sich Kunden manchmal an seinen Mitarbeitenden abgearbeitet. „Ich stelle mich dann immer vor meine Leute“, sagt Klüger. „Wenn Mitarbeitende mal einen schlechten Tag haben, können sie mit mir reden.“
Er hat neue Leute eingestellt, viele davon kommen aus Duvenstedt, eine Azubine hat er aus seiner alten Filiale mitgenommen.
Klüger ist seit über 20 Jahren bei der REWE-Gruppe, hat dort alles von der Pike auf gelernt, wie er sagt. Als Jugendlicher jobbte er als Aushilfe, wurde dann ins Abiturienten-Programm übernommen, absolvierte nach dem Zivildienst im Krankenhaus ein Studium zum Handelsfachwirt. Später war er Marktleiter in Kaltenkirchen, dann im Lübecker Raum, jetzt ist der gebürtige Elmshorner Inhaber seines eigenen Supermarktes.
„Haben sie Hachez-Schokolade?“ Die nächste Kundin spricht Klüger an. „Nein, aber Lindt.“ Er kennt jedes Produkt in seinem Laden, das sei ihm wichtig. Jeden Morgen backt er Brötchen, natürlich macht er auch das selbst.
Was er an Duvenstedt schätzt?
„Die Menschen.“ Bis jetzt sei ihm noch kein unfreundlicher Kunde begegnet. Noch nie habe er so viel positive Resonanz auf seinen Markt bekommen. Das sei besonders. Klüger nennt Duvenstedt tatsächlich ein Idyll.
Und die intakte Innenstadt sei ihm aufgefallen, die Geschäfte, die Geschäftigkeit. Bei seinem direkten Nachbarn, dem Friseur Bünning, geht er zum Haareschneiden. Bei der Duvenstedter FlohMeile am Sonntag, den 29. September, haben die Leute auch auf seinem Parkplatz ihre Stände. Er freut sich dazuzugehören.
Jakob Goos